FraDiv Transplant


In diesem Teilprojekt wird untersucht, welche Bedeutung die Bestandesherkunft der Eschenjungpflanzen und die Habitatqualität für das Regenerationspotenzial von Eschenbeständen haben. Darüber hinaus wird durch experimentelle Ansätze geprüft, inwiefern dichteabhängige Pflanzausfälle die Etablierung von Eschenjungwuchs beeinflussen.

 

Flächenauswahl und Versuchsdesign

Zwischen der Flensburger Förde und Ahrensburg (östliches Hügelland) konnten insgesamt zehn Waldbestände der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten ausgewählt werden, die für reziproke Versuchsansätze genutzt werden. Die zehn Bestände sind vergleichbar hinsichtlich ihrer hydrologischen und edaphischen Bedingungen und stellen entlang des von FraDiv insgesamt beprobten Gradienten mittlere (d. h. schwach wechselfeuchte bis staufrische) Standorte dar. Die Flächen sind geographisch weit verteilt und bilden zum Zeitpunkt der Einrichtung 2019 fünf Paare aus je einem durch das Eschentriebsterben moderat geschädigten und stark geschädigten Bestand. Die gezielte Beprobung von je fünf Beständen, die bereits stark vom Eschentriebsterben betroffen sind, und solchen, die bislang nur moderate Schädigung aufweisen, soll es ermöglichen einzuschätzen, inwieweit die Vorschädigung der Herkunftsbestände einen Einfluss auf das Verjüngungspotenzial und den Etablierungserfolg von Eschenjungwuchs hat.

Karte von Schleswig-Holstein mit Versuchsflächen
Übersicht über die Lage der Versuchsflächen des reziproken Verpflanzungsversuchs
Schematische Darstellung der reziproken Verpflanzungsversuche von Jungeschen
Schematische Darstellung der reziproken Verpflanzungsversuche von Jungeschen

Alle Auspflanzflächen wurden mit einem Wildschutzzaun versehen. In zwei verschiedenen Ansätzen wurde mit natürlichem Eschenjungwuchs aus den Beständen unterschiedlicher Lebensstadien gearbeitet. Nachdem aus jedem der zehn Bestände im Jahr 2019 Jungeschen im Alter von 1 bis 3 Jahren beprobt wurden, erfolgte im Jahr 2020 eine explizite Beprobung von in diesem Jahr aufgelaufenen Keimlingen.

  • Für den ersten Ansatz wurden in jeder Fläche sechs Teilflächen (Blöcke) eingerichtet, in die jeweils einmal Individuen aller zehn Herkunftspopulationen verpflanzt wurden. Zur Manipulation der Lichtverhältnisse wurden zudem Schattierungsdächer randomisiert über die Hälfte aller Blöcke aufgestellt. Für jeden Block aller Auspflanzflächen wurden standardisiert volumetrische Bodenproben entnommen, um die standörtlichen Gegebenheiten (Kohlenstoff- und Stickstoff-Gehalte im Oberboden; pH-Wert) zu charakterisieren. Dazu zählt auch die Aufnahme der Lichtverhältnisse für jeden der Blöcke.
  • Beim zweiten Ansatz mit Keimlingen wird darüber hinaus die Rolle der dichteabhängigen Mortalität untersucht. Hierbei sieht das Design zusätzlich die Einrichtung von insgesamt vier Dichtestufen auf einer Grundfläche von jeweils 30×30 cm vor, die für jede der Herkünfte pro Versuchsfläche wiederholt etabliert wurde.

 

Die Jungpflanzen für alle Ansätze wurden jeweils in den Beständen ausgegraben (geworben), gereinigt und auf einer beschatteten Freifläche unter standardisierten Bedingungen kultiviert, ehe sie reziprok über alle Flächen rückverpflanzt wurden. In beiden Versuchsansätzen wurden insgesamt mehr als 10.000 Keimlinge und Jungpflanzen verpflanzt.

 

Vorbereitung des Auspflanzexperiments

Untersuchte Variablen

Eine erste Vermessung der Individuen (Basaldurchmesser und Sprosslänge) erfolgte unmittelbar nach der Auspflanzung im Oktober 2019. Seit Mai 2020 werden alle Individuen mehrfach vermessen, mögliche Pilzschäden aufgenommen und funktionelle Parameter, wie die spezifische Blattfläche, erfasst. Nach Abschluss der Bonitur und Vermessung im Oktober 2021 wurden die Individuen des ersten Teilversuchs bereits vollständig geerntet und die ober- und unterirdische Biomasse bestimmt.

Darüber hinaus wurden in Zusammenarbeit mit der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt Pflanzen von jeder Fläche hinsichtlich möglicher Schaderreger-Gemeinschaften untersucht.


Zusätzlich zu den oben aufgeführten Aufnahmen an den ausgepflanzten Jungeschen und der Analyse der chemischen Bodeneigenschaften wurden alle Bestände hinsichtlich der Kraut- und Baumschichtzusammensetzung auf Ebene der Auspflanzungsflächen untersucht, ebenso wurde die Eschenschädigung in unmittelbarer Umgebung der Auspflanzungsflächen dokumentiert.

 

 

Die erhobenen Daten tragen dazu bei, Fragen zu den Etablierungsmechanismen von Eschenjungwuchs zu beantworten. Dies sind:
  • Inwieweit sind fremde Herkünfte lokalen Herkünften für die Etablierung an verschiedenen Standorten überlegen?

  • Welche Rolle spielt die bereits erfahrene Schädigung der Adultbestände für die Vitalität des Jungwuchses?

  • Wirkt die stetige (Re-)Infektion mit H. fraxineus als Selektionsfilter auf eine Anpassung des Jungwuchses?

  • Welche Rolle spielen die Lichtverhältnisse bei der Etablierung und der Performance von Eschenjungwuchs?